Nerven- und Hormonsystem bei Angst und Stress

Körperlich gesehen lösen Angst und Stress identische Reaktionen aus: Der Sympathikus wird aktiviert, d.h. der Bereich unseres autonomen Nervensystems, der für Aktivität zuständig ist. Zugleich wird der Parasympathikus deaktiviert – der Bereich, der für Entspannung und Regeneration zuständig ist. Als Folge erhöht sich unter anderem die Muskelspannung (zur Vorbereitung von Kampf oder Flucht) die Verdauungstätigkeit wird reduziert. Der Umschaltvorgang geschieht zum einen über direkte Nervenreize, zum anderen über die Ausschüttung bestimmter Hormone. Bei einer länger anhaltenden Angststörung (ebenso wie bei Dauerstress) wird das Gleichgewicht des autonomen Nervensystems in Richtung Sympathikus verschoben. Dadurch dominieren auch – zumindest in der ersten Phase – diejenigen Hormone, die für Aktivität zuständig sind, insbesondere Cortisol und Adrenalin. Dies geht allerdings auf Kosten anderer Hormone: Benötigt der Körper übermäßig viel Cortisol, so wird z.B. die Herstellung der Geschlechtshormone sowie des Vorstufenhormons DHEA vermindert. Dies ist ungünstig, denn DHEA ist wichtig für die Resistenz gegenüber Stress- und damit auch Angstreizen. Ebenfalls ungünstig wirkt sich der dadurch entehende Testosteronmangel aus (ein Hormon, welches zwar bei Männern in größeren Mengen vorkommt als bei Frauen, für diese jedoch ebenfalls lebensnotwendig ist). Dieses Hormon aktiviert in Stress- und Angstsituationen – man spricht ihm auch zu, dass es mutig macht. Fehlt es jedoch, wird die Bedrohung noch stärker empfunden. Möglicherweise liegt im unterschiedlichen Testosteronspiegel von Männern und Frauen einer der Gründe, dass Angststörungen bei Frauen häufiger vorkommen.

Erschöpfung der Nebennieren

Hält der Stress- bzw. Angstzustand über längere Zeit an, kann es schließlich zu einer Erschöpfung der Nebennieren kommen. Diese stellen das in der Stressreaktion benötigte Cortisol her, sind aber irgendwann nicht mehr in der Lage, genug davon herzustellen. Wir wissen heute, dass eine der Wirkungen von Cortisol darin besteht, überschießende Angst zu dämpfen. Steht es nun nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung, so tritt die Angst noch stärker in Erscheinung. Dies ist insbesondere bei Panikstörungen und bestimmten Phobien der Fall. Nicht selten reagiert daraufhin die Schilddrüse und produziert verstärkt stoffwechselaktivierende Schilddrüsenhormone, um die erschöpften Nebennieren zu entlasten. Bis schließlich auch sie in eine Unterfunktion gerät. In diesem Stadium der Erkrankung wird die Hilflosigkeit besonders stark empfunden und zur Angst kann sich ein Gefühl der Resignation mischen.

Stärkung der Nebennieren

Aus diesem Grund ist es für mich wichtig, bei länger bestehenden Angststörungen ebenfalls die Nebennieren zu berücksichtigen und sie ggf. gezielt über geeignete naturheilkundliche Arzneien zu unterstützen. Hierzu setze ich unter anderem Schüßler-Salze, homöopathische Arzneien oder Pflanzenheilkunde ein. So kann die Resistenz gegenüber Stress- und Angstreizen wieder erhöht werden. Denn erst ab einer gewissen Stabilität von Nerven- und Hormonsystem macht es überhaupt Sinn, psychotherapeutisch gezielt an den Ängsten zu arbeiten.

Hormone und Angst

Im Folgenden ein Überblick über Hormone, die in enger Beziehung zu Angstreaktionen stehen und die ich bei Angsterkrankungen und anderen psychischen Beschwerden mitberücksichtige:

• Adrenalin: Ist das Hormon für die erste Stressreaktion und versetzt den Körper in Alarmbereitschaft für Kampf oder Flucht. Es verstärkt die Aufmerksamkeit und erregt Angst
• Cortisol: Wird ebenfalls bei Stress- und damit auch bei Angstreaktionen freigesetzt. Es beschleunigt den Stoffwechsel und bereitet den Körper auf eine „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion vor. Zugleich vermindert es das Angstgefühl, so dass der Betreffende in Extremfällen einen klaren Kopf behalten kann
• DHEA: Dieses von den Nebennieren produzierte Hormon ist eine Vorstufe vor allem zu den Geschlechtshormonen. Es macht resistenter gegen Stress, wirkt motivationsfördernd und gegen Depressionen, erhöht die Muskelkraft und wirkt positiv auf das Immunsystem (entsprechend macht sich leider auch ein evtl. Mangel bemerkbar)
• Schilddrüsenhormone: Bei einem Überschuss ist die Person reizbar, nervös und aggressiv. Teilweise können auch Panikanfälle auftreten (z.B. bei Morbus Basedow). Eine Unterfunktion macht sich durch mangelnden Antrieb, Lustlosigkeit und eine allgemeine Änstlichkeit bemerkbar
• Testosteron: Das – nicht nur männliche – Geschlechtshormon wirkt Angst entgegen und hilft, in Extremsituationen einen kühlen Kopf zu behalten. In der Vergangenheit wurde es teilweise mit einem aggressiveren Verhalten in Verbindung gebracht; inzwischen hat sich aber gezeigt, dass es soziales und faires Verhalten fördert
• Progesteron: Ist eine Vorstufe für Geschlechtshormone und Cortisol. Es wirkt jedoch ebenfalls beruhigend auf das zentrale Nervensystem und wirkt damit Angst entgegen. Ein Mangel verstärkt Angstsymptome

Einbeziehung von Nerven- und Hormonsystem

Aus diesem Grund ist es wichtig, bei ausgeprägten Angststörungen auch Nerven- und Hormonsystem zu beachten und gegebenenfalls in die Therapie mit einzubeziehen. Dies erfolgt durch eine gezielte Stärkung und Balancierung mit Hopmöopathie und naturheilkundlichen Arzneien.

Weiterlesen: Mein Therapieangebot bei Angststörungen >>